22. April 2016: Wenn ein bewusstes Lachen „wieder Kraft und Energie spendet“
Interview mit Ute Liebhard, Heilpädagogin, Entspannungstrainerin und Lachtherapeutin
Ute Liebhard ist Heilpädagogin, Entspannungstrainerin und Lachtherapeutin. Und sie ist begeistert von der Idee unseres Vereins „Zeit des Lachens“, im Klinikalltag den Fokus einmal weg von den Sorgen hin zu Freude und Lachen zu lenken. Deshalb unterstützt sie uns mit Lachyoga-Seminaren an den „Tagen des Lachens“. Wir haben sie gefragt, warum Lachyoga hilft, wieder Kraft und Zuversicht zu gewinnen.
Zeit des Lachens: Sie sind Lachtrainerin und geben Lachyoga-Seminare. Können Sie uns erklären, was das genau ist?
Lachyoga ist eine effektive und leichte Methode mit Atemübungen und kreativen, pantomimischen Übungen, die uns über ein simuliertes Lachen in ein echtes Lachen führen. Erfunden haben diese Methode der indische Arzt Madan Kataria und seiner Frau vor über 20 Jahren. Wir wissen, dass der Körper zwischen einem echten und unechten Lachen nicht unterscheiden kann und nutzen das entsprechend. Das Lachen tut uns einfach immer gut und verbindet.
ZdL: Wer besucht ihre Lachyoga-Seminare, mit welchem Ziel?
Jeder, der mehr Lachen in seinen Alltag bringen möchte. Manche kommen nach Trauer oder nach einer schweren Krankheit, da sie der Meinung sind, dass sie endlich wieder lachen möchten. Sie suchen nach einer Möglichkeit, den Alltag für eine Zeit hinter sich zu lassen, sich wohl zu fühlen und zu entspannen.
Den Fokus weg von den Sorgen hin zu Freude und Lachen lenken
ZdL: Wird im Berufsalltag und in belastenden Situationen zu wenig gelacht?
Der Alltagstrubel verleitet uns dazu, das Lachen zu vergessen. Aber gerade Lachen kann uns helfen, mit Leichtigkeit schwierige Situationen besser zu meistern oder gar gestärkt aus ihnen herauszukommen. In Unternehmen wird vermutet, dass eine lachende Person nicht ausgelastet ist. Das Gegenteil ist der Fall: Die Mitarbeiter sind konzentrierter, gesünder, effektiver und tragen zu einem guten kollegialen Klima bei.
ZdL: Sie unterstützen „Zeit des Lachens“ mit Lachyoga-Seminaren für Angehörige kranker Kinder und das Pflegepersonal in klinischen Einrichtungen. Warum?Mich begeistert die Idee, im Klinikalltag einen Akzent zu setzen und den Fokus weg von den Sorgen hin zu Freude und Lachen zu lenken. So gibt es für die Kinder und alle Beteiligten einen Tag, an dem die Krankheit in den Hintergrund rückt und die Sorgen vergessen sind.
ZdL: Welche Erfahrungen haben Sie bei den „Tagen des Lachens“ und den späteren Lachyoga-Seminaren gemacht?
Die Teilnehmer/innen sind zu Beginn etwas skeptisch, da ihnen die Vorstellung, einfach so zu lachen, erst mal nicht so leicht fällt. Es dauert aber nur wenige Minuten und das Lachen kommt von selbst von innen heraus. Am Ende sind alle entspannter, voller Energie und planen, was sie in ihren Alltag künftig integrieren möchten.
ZdL: Warum brauchen gerade die Angehörigen von Kranken und das Pflegepersonal das Lachen so nötig?
Pflegende Angehörige leisten täglich mehr, als wir uns oft vorstellen können. Da kann einem das Lachen vergehen. Auch dem Personal in der Klinik, denn sie sollen eigentlich stützen und helfen, sind aber vielen schwierigen Situationen oft hilflos ausgeliefert. Da kann ein bewusstes Lächeln wieder Kraft und Energie spenden, um die Arbeit gestärkt zu meistern.
ZdL: Und warum ist das für den Heilungsprozess der Patienten so wichtig?
Unser Körper ist dankbar dafür, wenn wir gut mit ihm umgehen. Es hilft uns, uns mit positiven und heiteren Dingen im Leben zu befassen. Der Körper braucht beim Lachen weniger Energie als beim Stress und lässt so den negativen Stresshormonen keine Chance, uns krank zu machen.
Lachen als komplementäre Medizin
ZdL: Gibt es wissenschaftliche Studien, die belegen, dass Lachyoga den Heilungsprozess unterstützt? Wenn ja, was kommt dabei heraus?
Die Gelotologie – die Wissenschaft vom Lachen – erforscht seit 40 Jahren die Wirkung des Lachens auf den menschlichen Organismus auf physiologischer und psychologischer Basis. Lachen kann als komplementäre Medizin betrachtet werden, das die Heilung unterstützt. Wenn wir lachen, werden verschiedenste Bereiche im Körper angesprochen. Das Immun¬system wird gestärkt und die T-Killerzellen werden angekurbelt. Das ist wissenschaftlich dokumentiert.
ZdL: Welches Erlebnis aus den Lachyoga-Seminaren für „Zeit des Lachens“ ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Eine junge Mutter mit einem Frühchen, die am Ende des Seminars meinte, sie fühle sich „wie ein junges Reh. Leicht und beschwingt“. Und dabei strahlten ihre Augen wie wahrscheinlich schon lange nicht mehr.
Mehr Informationen über die Wirkung der Lachyoga-Seminare finden Sie auf unserer Website und unter Referenzen bei Ute Liebhard.
Viel zu lachen gibt es übrigens wieder am 14. Juni am „Tag des Lachens“ im Haunerschen Kinderspital in München.